Schweden 2025

Gotland, StockHOLM, Götakanal

 

 

 

 

Durch die dänische Südsee

 

 

 

8. - 13. Mai

 

Fahrensodde (Flensburg) - Kappeln - Bagenkop (Langeland) - Kragenæs (Lolland) - Klintholm (Møn) - Ystad (Schweden)

 

Im Mai wollten wir los, mein Mann Thomas und ich. Nicht unbedingt gleich Anfang Mai, sondern erst dann, wenn das Wetter es erlaubte. Schließlich sind wir Extremsegler: Wir segeln nur bei extrem gutem Wetter!

 

Doch Anfang Mai war das Wetter bereits ziemlich gut. Die Sonne schien viel, die Temperaturen waren stabil zweistellig - zumindest tagsüber. Auch der Wind war stabil: Er wehte konsequent aus Ost. Nicht unbedingt ein Vorteil, wenn man mit dem Segelboot nach Schweden möchte - aber wollten wir wirklich noch länger warten? Viel besser konnte das Wetter zu dieser Jahreszeit nicht werden.

 

Als wir dann am Donnerstag, den 8. Mai unseren Heimathafen in Fahrensodde verließen, begleitet von Nebelhorn und "The Leaving of Liverpool", virtuos arrangiert von unserem Nachbarn und Freund Erich, war ohnehin Flaute - daher spielte die Windrichtung an diesem Tag keine Rolle. "Schweinswalwetter", stellte ich umgehend sachkundig fest und, richtig, schon auf der Höhe von Meierwik hatten wir die erste Begegnung. Und kurz darauf die zweite.

Es sollten an diesem Tag insgesamt sechs werden; zumeist waren die Tiere paarweise unterwegs.

 

Ohne Wind tuckerten wir unter Motor bis Kappeln in der Schlei.

In Kappeln suchten wir am nächsten Morgen noch einen Yachtausstatter auf, dann tuckerten wir die Schlei wieder hinauf und weiter Richtung Osten. Sonne, Flaute.

Etwa auf der Hälfte der Strecke nach Bagenkop auf der Insel Langeland kam dann doch Wind auf und nicht nur das: Der Wind drehte, plötzlich hatten wir Wind und Welle von achtern und zwar mehr, als wir uns eigentlich von Neptun erbeten hatten. Aber das Seglerleben ist kein Wunschkonzert: Zumindest kamen wir flott an unser Ziel, wo wir eine große Auswahl an Liegeplätzen hatten, denn noch ist Nebensaison.

Mit sicherem Griff wählten wir die Mole mit Seitenwind.

Anschließend erliefen wir uns den kleinen Ort, erklommen eine Düne mit Weitblick, während sich die Kirche, die wir aus der Ferne von überall sehen konnten, aus der Nähe stets entzog und einfach nicht mehr da war. Als wir sie dann schließlich gefunden hatten, lag sie ohne jeglichen Zugang hinter irgendwelchen Hecken. Dann eben nicht. Wir hatten sowieso Hunger und sind lecker im "Spisestedet" am Hafen essen gegangen.

 

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich auf die schöne kleine Insel Vejrø, die allerdings zwei Nachteile hat: Man liegt dort sehr teuer und bei Südostwind zudem sehr unruhig im Hafen. Zwar begann der Tag wieder mit Flaute, aber auch heute sollte der Wind später deutlich zunehmen und von Südost kommen.

Dann eben Kragenæs auf Lolland. Was wir über Kragenæs nicht wussten, was uns aber gleich bei der Einfahrt in den Hafen ein gewisses Osterinsel-Feeling gab: Nur wenige hundert Meter entfernt, in unmittelbarer Nähe mehrerer bronzezeitlicher Grabhügel, befindet sich auf einer Anhöhe die "Art in Progress"-Installation Dodekalitten des dänischen Bildhauers Thomas Kadziola.

Wir hatten das große Glück, dass der Progress schon weit fortgeschritten ist, denn begonnen wurde mit dem Projekt im Jahr 2010. Im Mai 2025 stehen bereits zehn der zwölf geplanten Steinfiguren an ihren Plätzen und bilden einen Kreis mit einem Durchmesser von 40 Metern. Zehn Granitsäulen, 7 bis 9 Meter hoch und jeweils bis zu 45 Tonnen schwer. Ruhig schauen sie aus großer Höhe aneinander vorbei, bestenfalls noch über die Meerenge hinüber nach Fejø.

Besonders beeindruckend: Wenn man zwischen ihnen steht, hört man sphärische Klänge, nämlich die Musikinstallation Solkreds des Komponisten Wayne Siegel. Diese "kreiert sukzessive sich verändernde Klangkulissen für die Skulpturen". Oder auf Deutsch: computergenerierte Musik, die sich abhängig von den Gegebenheiten wie etwa Jahreszeit, Licht und Wetter ständig verändert.

Im nächsten Jahr soll die Installation vollendet sein.

 

Boah. Was für eine Entdeckung!

 

Am Sonntag, den 11. Mai ging es dann zunächst südlich an den Inseln Fejø und Femø vorbei, dann noch Norden ins Smålandsfahrwasser, unter der neuen und der alten Storstrømsbrücke sowie der Farøbrücke hindurch in Richtung Stubbekøbing, wo wir eventuell hätten bleiben sollen, denn anschließend wurde es anstrengend.

Ein wilder Ritt durch den Grønsund, die schmale Fahrrinne zwischen Falster und Møn, und auch anschließend in der Hjelmbucht an der Südseite Møns wurde es nicht entspannter. Im Gegenteil. Der Wind kam aus Ost, wir fuhren mit Großsegel und Motor am Wind in Richtung Nordosten, und über die freie See hatte sich erheblicher Seegang aufgebaut.

Ich neige nicht zu Seekrankheit, aber auf diesem Stück habe selbst ich den Horizont im Auge behalten, damit mir nicht schlecht wird.

Kaum hatten wir die Hafenmole von Klintholm passiert, war es dann ruhig. Zum Glück!

 

Am Montag blieben wir in Klintholm; Wir wollten mit dem Bus zu den berühmten Kreidefelsen von Møns Klint fahren. Leider fuhr kein Bus - Vorsaison. Und nein, ich habe die beiden dänisch sprechenden Busfahrer auch nicht falsch verstanden. Wir haben ein ganzes Gespräch auf Dänisch geführt. So.

Am Hafen gab es zwar einen Fahrradverleih, aber niemanden, der sie verlieh. Das Hafenbüro war eine Baustelle. Nirgendwo gab es eine Telefonnummer und bezahlen konnte man nur mit MobilePay. Fast alle Dänen benutzen MobilePay - doch leider braucht man dazu einen Wohnsitz und ein Konto in Dänemark.

Und wenn wir schon mal dabei sind: Anstelle der charmanten Fischboutique der Schwestern Hans und Hardy findet sich jetzt direkt am Hafen ein Zweckbau des Energieversorgers Vattenfall. Auch nicht schön.

 

Egal. Klintholm hat auch einen langen, weißen Strand mit Sand und Steinen und kleinen Steilküsten und Seeigeln!

 

Am nächsten Tag haben wir Møns Klint dann vom Wasser aus gesehen und die Felsen leuchteten weiß im Licht der frühen Morgensonne.

Nehmt das, Busfahrer!

Am Vortag hatten wir noch lange und immer wieder unsere Wetter-Apps konsultiert: Welcher Tag wäre besser für den Ritt hinüber nach Schweden, Dienstag oder Mittwoch? Letztlich überzeugte uns der Dienstag. Der Wind hatte auf West gedreht, später würde er zunehmen, daher brachen wir rechtzeitig um 6.20 Uhr auf. Sonnenschein und Kälte. Kälte, Kälte, Kälte! Wir fuhren westlich am riesigen Offshore-Windpark auf dem Flach Kriegers Flak entlang Richtung Trelleborg. Erst mittags gewann die Sonne ihr unermüdliches Ringen mit der Kälte und wir konnten uns nach und nach mehrerer Kleiderschichten entledigen. 

Etwa eine Stunde, bevor wir Ystad an der Südküste Schwedens erreichten, nahm der Wind zu. Plötzlich hatten wir Wind von bis zu 12 Metern pro Sekunde.

Als wir auf den Hafen zuhielten, waren es bis zu 15 Meter. Immer wieder dasselbe. Neptun ist ein Arschloch.

 

Nach elf Stunden auf See, nach mehr als 63 Seemeilen (das sind knapp 120 Kilometer) erreichten wir am späten Nachmittag Ystad.

Wir sind in Schweden!