Unterwegs in Hong Kong

Gestern: Regen. Obwohl es hier in den letzten Tagen manchmal schon recht grau und bedeckt war, kam das Wetter doch irgendwie überraschend. Noch merkwürdiger fühlte es sich an, dass der Regen die Luft nicht abkühlte, es blieb schwül und sehr, sehr warm. 

Nach der Schule zog es mich dann noch einmal nach Sheung Wan: Die Kollegen der GSIS (German Swiss International School) hatten mir den Tipp gegeben, das PMQ zu besuchen, das alte "Police Married Quarters", das inzwischen Dutzende kleiner Galerien und Läden mit Schönem und Selbstgemachtem beherbergt. Und genau das habe ich getan - obwohl es nachmittags weitestgehend trocken war.

 

Dabei habe ich mal wieder so einiges beobachtet. Zum Beispiel, dass die kleinsten und zierlichsten alten Damen die schwersten Karren durch die Gegend schieben und ziehen. Am liebsten bergauf. Und manche Straßen in Sheung Wan sind so steil, dass es keine Bürgersteige gibt, sondern Treppen.

Oder etwa, dass Fußgängerampeln selten synchron geschaltet sind. Erst bekommt die gegenüberliegende Seite Grün. Und erst, wenn dort wieder Rot ist, bekommt die eigene Seite Grün und man darf bis zur Mitte gehen. Wo man dann wartet, bis auf der anderen Seite wieder Grün ist.

Auch beeindruckend: "Rechts stehen, links gehen" hat der rolltreppenbenutzende Hong Konger offensichtlich im Blut. Und das, obwohl in der Stadt Rechtsverkehr herrscht. Sollte es da nicht genau andersherum sein?

Die Metrostationen sind pikobello sauber, andererseits ist Hong Kong eine Stadt der Gegensätze: Woanders stapelt sich dafür der Müll.

 

Heute dann war die Luft erstaunlich frisch und kühl: Wir hatten nur 23°C!

Ich habe zunächst im Kindergarten/in der Vorschule der GSIS in Pok Fu Lam gelesen. Die Kinder waren entzückend und tatsächlich war es erstaunlich, dass sie so lange interessiert mitgemacht haben, denn die Gruppen waren bunt gemischt und sobald die Kinder miteinander geredet haben, war es auf Englisch.

Auch der Blick aus dem Schulfenster auf Pok Fu Lam Village hat mich fasziniert, hatte ich doch das Gefühl, auf ein chinesisches Bergdorf zu schauen. Zumindest sah es so aus, wie ich mir ein chinesisches Bergdorf vorstelle.

 

Mittags bin ich dann mit der MTR (Metro) aufs Festland gefahren, nach Kowloon, nördlich des Victoria Harbour, genauer gesagt: nach Mong Kok. Dort wollte ich zunächst die Flower Market Road und den Bird Garden sehen. Nachdem ich an der MTR-Station gewissenhaft den Stadtplan studiert habe, bin ich erst einmal beherzt in die entgegengesetzte Richtung losmarschiert. Aber zum Glück hatte ich das hoteleigene Smartphone dabei, das jedem Gast des Dorsett Hotels zur Verfügung steht, und so hat mir Google Maps schließlich doch noch den richtigen Weg gezeigt. 

Flower Market Road: ein Blumenladen neben dem anderen ... Wer kauft nur all die schönen Schnittblumen?

 

Der Bird Garden war leider gesperrt, da die Hühnerpest oder ähnliches ausgebrochen war. Irgendein fieser Virus jedenfalls. Schade.

Da ich aber jetzt wusste, wo ich war, konnte ich dem Weg folgen, den ich mir zuvor aus meinem Reiseführer herausgesucht hatte. Zunächst war die Tung Choi Street dran. Vergleichbar mit der Straße der Blumenläden lag hier eine Tierhandlung neben der anderen. Und das war nicht schön. Fische in kleinen, zugeknoteten Plastiktüten sind nur schwer zu ertragen. Kleine Kätzchen und junge Hündchen in Glaskästen noch viel weniger.

Man fühlt sich in Hong Kong auf jedem Meter wie in einer völlig fremden Welt ... und so etwas gehört auch dazu. Leider.

 

In den "Ladies Market" einzutauchen war wieder eine Herausforderung für die Sinne: Auf beiden Seiten der Straße dicht an dicht Marktstände mit Souvenirs, Taschen, Elektronischem, Glückskatzen, "Markenwaren" (habe einen ganz, ganz echten Fjällräven-Rucksack für nur ca. zehn Euro erstanden!!!) - kurz: Alles, was das Herz begehrt, und alles, womit man seinen Lieben zu Hause eine Freude machen kann. Hoffe ich doch. Zumindest habe ich dort ein bisschen eingekauft ...

Der Temple Street Market konnte zwar nicht viel anderes bieten, aber dafür soll er abends sehr interessant sein.

 

A propos abends: Heute ist Mittwoch und jeden Mittwoch finden auf dem "Happy Valley Race Course" direkt unterhalb meines Zimmerfensters Pferderennen statt und mehr als das: Es ist jedes Mal ein Riesenevent, das eine Menge Menschen anzieht ... so auch mich. Mit drei Kolleginnen der GSIS bin ich auf die Pferderennbahn gegangen und ich musste nicht einmal auf das schnellste Pferdchen wetten, um völlig hingerissen von der wunderbaren und entspannten Atmosphäre zu sein.

In der Zuschauermenge befand sich auch so mancher deutsche Fan der "Toten Hosen" - deutlich zu erkennen am T-Shirt, das er trug - denn gestern hatten die Hosen hier in Hong Kong ein Konzert, auf dem sie angekündigt haben, am heutigen Abend die Rennbahn zu besuchen.

Allerdings habe ich auf dem Platz nicht eine einzige Hose gesehen.

 

Aber auch ohne war der Tag mal wieder so ausgefüllt, dass ich fast vor neuen Eindrücken überschwappe! 

 

 

 

 


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Kommentare: 5
  • #1

    Sabine Segebrecht (Donnerstag, 26 April 2018 10:21)

    Danke für deine tollen Bilder und Blog-Beiträge! Du musst ja platzen vor all den Eindrücken, die täglich auf dich einprasseln...

    Bin sehr gespannt, was du mir vom Markt mitgenommen hast. Solange es kein kleiner Hund ist... obwohl... irgendwie hätte ich doch gern einen...

    Mach weiter so, Lee-Si! Freu mich auf die nächsten Tage mit dir in Hongkong.

    Dicker Kuss aus der Heimat von Bi-Ni

  • #2

    rüdiger bertram (Donnerstag, 26 April 2018 14:25)

    so viele bilder, so viele erinnerungen. wie schön, dass es dir auch gefällt.

  • #3

    Daniela Heberle (Donnerstag, 26 April 2018 22:08)

    "Die Stadt der Gegensätze"
    Das war das Erste was mir auf Deinen beeindruckenden Fotos aufgefallen ist. Unten die florierende Einkaufsstraße mit den vielen bunten Reklametafeln und oben die tristen Fassaden der alten und etwas neueren Wohngebäude.

    Bestimmt sind die Eindrücke die Du in Moment siehst noch viel intensiver.
    Mich interessiert, wie riecht die Stadt? Die Einkaufsstraße mit den vielen Restaurants und den Blumengeschäften?

    LG
    und eine schöne Zeit wünsche ich Dir.
    Daniela

  • #4

    H. & U. P. aus F. (Freitag, 27 April 2018 12:10)

    Hallo Lee Si
    z.Zt. ganz schlechtes Netz in einer Schleuse vor Wien, dennoch weiterhin alles Gute für dich!

    Vati und Inge

  • #5

    Alice (Montag, 30 April 2018 16:08)

    Ihr Lieben,

    danke für eure vielen Kommentare! Hong Kong ist wirklich krass - so dass ich in den letzten Tagen immer etwas außerhalb unterwegs war, wo man auch mal etwas Grün und weniger Verkehr hatte.

    Und natürlich habe ich auf dem Markt auch ordentlich eingekauft, Bine!

    Auch der Geruch ist natürlich ganz anders, Daniela. Die vielen Essensgerüche können einem manchmal sogar ein bisschen zu viel werden (war heute mal in einem "Delifrance" oder so frühstücken - brauchte was europäisches) und die vielen Tempel erkennt man natürlich auch am Geruch. Aber es gibt auch andere Dinge, die hier einmalig sind, wie z.B. die Geräusche der Fußgängerampeln ... wann man stehen muss, wann man gehen darf, wann man gleich wieder Rot bekommt ...

    Liebe Grüße!